Der Bayerische Pfahl als Nationales Geotop

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Freude beim Naturpark über die deutschlandweite Würdigung der Bedeutung des Pfahls

Viechtach. Der Bayerische Pfahl mit seinen weißen Quarzriffen und dunklen Schieferfelsen ist seit jeher eines der bekanntesten Naturdenkmäler Ostbayerns. Wie berichtet, wurde in diesem Jahr die Auszeichnung „Nationales Geotop“ für den Bayerischen Pfahl wieder für weitere fünf Jahre verlängert.

Die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien in Hannover zeichnete die 77 schönsten und interessantesten Geotope Deutschlands aus. Geotope sind beispielsweise bizarre Felsen, geheimnisvolle Höhlen oder Fundstellen seltener Mineralien. Diese „Meisterwerke der Erde“ sind herausragende erdgeschichtliche Naturdenkmäler. Heinrich Schmidt, der Vorsitzende des Naturparks Bayerischer Wald, freut sich über die wieder verlängerte Auszeichnung: „Damit wird die überregionale Bedeutung des Pfahls als Wahrzeichen für Viechtach gewürdigt und darüber hinaus nicht nur ein touristischer Werbeeffekt erzielt, sondern es ist auch ein Ansporn für weitere Projekte.“

Der Naturpark hat gemeinsam mit den Kommunen und Landkreisen in den letzten Jahren viele Projekte in der Pfahlregion umgesetzt: Lehrpfade wurden in Viechtach, Regen und Freyung angelegt, eine Pfahl-Infostelle mit Dauerausstellung konzipiert, Flächen in den Naturschutzgebieten auch mit Fördermitteln der Ländlichen Entwicklung erworben und viele Felsen freigestellt. Aktuell wird vor allem die laufende Pflege – wie Mahden und Entbuschungen der Felsen und Heiden am Pfahl – organisiert, die sich überwiegend mit Fördermitteln des Naturparks finanzieren. „Viele Vereine und Verbände wie Bergwacht Zwiesel, Burgverein Weißenstein oder BRK Tagwerk Regen sind neben Landwirten und Forstbetrieben in der Pflege der Pfahl-Flächen aktiv“, freut sich Naturpark-Gebietsbetreuer Matthias Rohrbacher über diese Gemeinschaftsaktion.

Der Pfahl durchzieht den Bayerischen Wald auf einer Länge von nahezu 150 Kilometern vom Naabtal in der Oberpfalz bis nach Neureichenau nahe der österreichischen Grenze. Lichte Geländewälle, wilde Bachtobel oder bizarre Felsformationen prägen seinen Verlauf. Die Felsentürme sind nicht nur landschaftlich sehr reizvoll, sondern beflügeln schon lange die Fantasie der Menschen. Nach alten Sagen sind die Felsenzüge der oberirdische Kamm eines tief im Erdinneren ruhenden Drachens.

Tatsächlich ist der Pfahl ein uralter Riss im Grundgebirge des Bayerischen Waldes. Entlang dieser Bruchlinie wurde der gesamte Vordere Bayerische Wald um mehrere hundert Meter gegenüber dem Inneren Bayerischen Wald angehoben. Die Urgesteine veränderten sich dabei unter enormem Druck und hoher Temperatur und wandelten sich in eine neue Gesteinsart um. Die Bayerwaldgesteine wurden gleichsam wie zwischen Mühlsteinen in feinste Mineralkörner zerrieben, erläutert Rohrbacher. Aus grobkörnigen, hellen Gneisen und Graniten entstanden so die feinkörnigen, dunklen Pfahlschiefer.

Die Pfahlschiefer-Felsen sind besonders massiv und reizvoll in der Wildbachklamm „Buchberger Leite“ zwischen Freyung und Ringelai sowie am Pfahlfelsen am Michelbach in Neureichenau ausgeprägt. Gegen Ende des Erdaltertums drangen heiße wässrige Quarzlösungen in die Spalten und Hohlräume der Bruchlinie ein und erstarrten in einer Tiefe von bis zu fünf Kilometern zum weißen Quarzgestein. Im Laufe der Jahrmillionen wurde das umliegende weichere Gestein verwittert und abgetragen. Der sehr harte Pfahlquarz widerstand bis heute dem Zahn der Zeit. Besonders eindrucksvoll zeigt er sich in den weißen Felsenriffen am Großen Pfahl bei Viechtach und in Weißenstein bei Regen.

Der Pfahl ist ein wichtiger Lebensraum für seltene, wärme- und trockenheitsliebende Tier- und Pflanzenarten. Die freien, gut besonnten Felsgratbereiche und die südseitigen, lichten Heiden und Wälder sind Wärmeinseln im eher rauen Klima des Bayerischen Waldes. An den Pfahl-Felsen finden sich beispielsweise einundzwanzig verschiedene Ameisenarten, wovon einige normalerweise in trockenwarmen Weinbaugebieten beheimatet sind. Wie Bonsaibäumchen wachsen die bis zu 200 Jahre alten „Pfahlkiefern“ fast auf dem nackten Fels. Die nachtaktiven Fledermäuse übertagen in den Felsenspalten. In „Wochenstuben“ bringen sie hier ihre Jungen zur Welt.

Am wenig bewachsenen Felsenfuß wartet der Ameisenlöwe in einem Fangtrichter auf seine Beute: In seine kleine Erdhöhle verirren sich meist Ameisen und Spinnen. Auf der Südseite des Pfahlrückens wachsen von Natur aus lichte und zwergstrauchreiche Eichen-, Birken- und Kiefernwälder. Jahrhundertelang wurden viele dieser steinreichen, mageren Haine als gemeinschaftliche Weideflächen genutzt. Der von Weidetieren nicht verbissene Wacholder zeugt noch von dieser alten Nutzungsform. Auf den felsigen Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden wachsen neben dem rosa blühenden Heidekraut, die gelb blühende Blutwurz oder auch die seltene Heide- und Pechnelke. Sonnenhungrige Reptilien wie die prächtig schimmernde Zauneidechse oder die schlanke, völlig ungiftige Schlingnatter finden hier einen Lebensraum.

Die markanten Felsentürme des Pfahls üben auf den Menschen bereits seit Langem eine besondere Anziehung und Faszination aus. Kapellen, Kreuzwege oder Kalvarienberge sind eng mit vielen Pfahlbereichen verbunden. Rohrbacher nennt als Beispiel Moosbach mit seinem Kreuzweg mit auf einem Felsvorsprung versteckten Heiligenfiguren und beeindruckendem Rundblick.

Manche der höchsten Erhebungen des Pfahls dienen als erhabene Warten für Burgen und Schlösser. Noch heute sind im Schloss Thierlstein bei Cham die Zimmerwände bis in den zweiten Stock teilweise in den blanken Fels gehauen. Seinen höchsten Punkt erreicht der Pfahl mit mehr als 750 Metern bei den Burgmauern in Weißenstein bei Regen. Hier bietet sich dem Besucher ein einmaliger Rundblick auf die Gebirgszüge des Bayer- und Böhmerwaldes. Ein überregionaler Pfahl-Wanderweg führt vom Schloss Thierlstein zur Burgruine Weißenstein. Das Schloss Wolfstein in Freyung errichtete der Passauer Fürstbischof Anfang des 13. Jahrhunderts auf einem Pfahlfelsen.

Ende des 19. Jahrunderts begann für den Pfahl eine unruhige Zeit. Der harte, sehr tragfähige Quarz war als Straßenschotter in den Zeiten der Motorisierung und Industrialisierung hochbegehrt. Viele malerische Felspartien fielen dem Abbau zum Opfer und sind unter manchen Bayerwaldstraßen begraben. Weitsichtige Persönlichkeiten wie der Viechtacher Altbürgermeister Karl Gareis oder der Weißensteiner Dichter Siegfried von Vegesack erkannten, dass der Pfahl nicht nur als Schotter, sondern auch als landschaftliches Wahrzeichen der Heimat eine wichtige Bedeutung hat. Der Widerstand gegen den Abbau führte letztendlich dazu, dass seit Mitte des 20. Jahrhunderts die wichtigsten Pfahlpartien in Moosbach, Viechtach und Weißenstein in Naturschutzgebieten bewahrt werden. Heute sind diese in das Natura 2000 Netz der Europäischen Union aufgenommen. In heute noch aktiven Steinbrüchen wird der Quarz vorwiegend als Rohstoff für die Siliziumherstellung abgebaut.

Nähere Informationen zum Pfahl bietet die Pfahl-Infostelle des Naturparks im „Alten Rathaus“ am Viechtacher Stadtplatz mit der erlebnisreichen Dauerausstellung mit dem Thema „Der Pfahl im Bayerischen Wald“. Von der Umweltstation Viechtach werden Führungen in der Ausstellung und am Großen Pfahl angeboten. Rückfragen unter  09942/904864 oder im Internet unter www.umweltstation-viechtach.de. ro 

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