Die Bahn kommt an – seit 125 Jahren
Großes Interesse an Vortrag von Andreas Fried über die Geschichte der Regentalbahn
Viechtach. Als „Bayerns schönste Bahnlinie“ hat Andreas Fried die Bahnstrecke zwischen Gotteszell und Viechtach bei seinem Vortrag am Samstagabend im Viechtacher Pfarrsaal bezeichnet. Der Eisenbahn-Historiker und langjährige zweite Vorsitzende des Vereins Wanderbahn im Regental sprach vor fast 100 Zuhörern über die Geschichte der Regentalbahnstrecke, die vor 125 Jahren begann.
Fried ging anhand von vielen Bildern und Schautafeln auf die Zeit von 1880 bis 2015 ein. Er begann mit den Gründerjahren der Regentalbahn in den 1880er Jahren und machte dabei auch deutlich, wie die Menschen vor der Eisenbahn von A nach B kamen – mit Postkutschen. Er meinte, dass trotz romantischer Verklärung und szenischer Route die Menschen damals sehr erfreut über eine Neuerung in der Infrastruktur gewesen seien, da sich durch die Eisenbahn die Fahrzeit zwischen Gotteszell und Viechtach von dreieinhalb Stunden auf unter zwei Stunden verkürzte.
In seinem Vortrag stellte Fried auch die Initiatoren der Regentalbahn vor. Er nannte neben mehreren Unterstützern insbesondere die Geistlichen Josef Ferstl und Johann Baptist Hennemann sowie Unternehmer Gustav Werner (Papierfabrik Pfleiderer). Sie hatten in unterschiedlichen Komitees für die Aktivierung der Bahnstrecke um die Jahrhundertwende gekämpft und 1884 die erste Initiative für die Bahnstrecke gestartet.
Im Jahr 1890 wurde nach 17 Monaten Bauzeit die Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach fertig gestellt. Mit einem großen Festzug zum Bahnhofsgelände feierten die Viechtacher am 27. Oktober 1890 die Vollendung, bevor am darauffolgenden Tag die erste Probefahrt stattfand.
In den Folgejahren wurde die Eisenbahn immer beliebter. Auch die wirtschaftliche Bedeutung des Zuges nahm zu. Unter anderem nahm die Teisnacher Papierfabrik Pfleiderer die Eisenbahn als Logistik-Instrument in Anspruch, um Güter zu transportieren.
Anhand von Aufnahmen aus Privatbesitz und Stadtarchiv zeigte Andreas Fried die unterschiedlichen Eisenbahn-Waggons, darunter die „Maria“ und die „Anna“, sowie Haltestellen und die Bahnstrecke selbst.
Im zweiten Teil des insgesamt drei Stunden dauernden Vortrages konzentrierte sich der Experte auf die Stilllegung der Bahnstrecke im Jahre 1990, das Ende des Güterverkehrs und den Verkauf der Regentalbahn AG im Jahre 2000 sowie die Reaktivierungs-Initiativen in den vergangenen Jahren.
„Die Bahnstrecke zwischen Gotteszell und Viechtach ist alleine szenisch gesehen eine ganz besondere und wunderschöne Route“, betonte Andreas Fried. Man könne dabei direkt am schwarzen Regen entlangfahren und Natur zu Gesicht bekommen, die mit Auto oder Fahrrad kaum erreichbar sei.
Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann sowie Naturpark-Vorsitzender und Bezirksrat Heinrich Schmidt bedankten sich für einen „hervorragenden Vortrag“. Rathauschef Wittmann freute sich außerordentlich über den großen Besuch. Er bezeichnete die damalige Aktivierung und jetzt geplante Reaktivierung der Bahnanbindung Viechtachs als „revolutionär“ und sieht darin große Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung und Attraktivitätssteigerung der Stadt Viechtach. „Also fahrt alle fleißig mit der Bahn, wenn der Probebetrieb kommt“, appellierte Wittmann an die Bürger.
Stefan Muhr