Lebensader für gute Nachbarschaft

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Vor 25 Jahren wurde der Schienengrenzübergang wiedereröffnet – Feierstunde am Grenzbahnhof

Claudia Winter 

Bayer. Eisenstein. Nicht nur die Schienenwege waren im Kalten Krieg unterbrochen, auch viele menschliche Kontakte waren über vier Jahrzehnte jäh abgeschnitten. Der Bahnhof in Bayer. Eisenstein bot ein tristes Bild: herausgerissene Schienen, aufgeschüttete Erdwälle, Stacheldrahtverhaue. „Umso schöner ist es, dass wir heute das 25-jährige Jubiläum der Wiederaufnahme des Bahnverkehrs Bayern-Tschechien feiern können. Diese alte Schienenverbindung versinnbildlicht die lange Verbundenheit unserer beiden Völker, sie ist die Lebensader für gute Nachbarschaft“, sagte der niederbayerische Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf bei der Juibiläumsfeier am Grenzbahnhof.

20 000 Menschen waren am 2. Juni 1991 nach Bayer. Eisenstein gekommen, um das historische Ereignis mitzuerleben. Gebührend gefeiert wurde das 25-jährige Jubiläum gestern auf Einladung der Gemeinden Bayer. Eisenstein, Železná Ruda und des Naturparks Bayer. Wald. Die tschechische Prominenz reiste mit einem Sonderzug an, am Bahnsteig spielten die Über d‘ Grenz-Musikanten, deutsche sowie tschechische Kindergartenkinder sangen gemeinsam „Dobrý den, Guten Tag“ und zur Stärkung gab es tschechische wie bayerische Spezialitäten. Die Bühne war festlich dekoriert mit Fahnen aus Bayern, Deutschland, Bayer. Eisenstein, Europa, Železná Ruda und Tschechien.

Naturpark-Vorsitzender Heinrich Schmidt begrüßte die Gäste und freute sich, dass die Eisenbahnstrecke von Plattling nach Prag wieder durchgängig benutzt werden könne. Bürgermeister Charly Bauer erinnerte an die damaligen Mandatsträger MdB Ernst Hinsken, MdL Josef Niedermayer und Bürgermeister Josef Gabriel, die sich für die Öffnung der Schienengrenze stark gemacht hätten. „Es war nicht die Deutsche Bahn, die dafür gekämpft hat, sondern diese Menschen“, sagte der Bürgermeister.

Grußworte sprachen Bürgermeister Michal Šnebergr aus Železná Ruda, Regens Landrat Michael Adam, Direktor Jiří Leščinský vom Bezirksamt Pilsen, und Senator Petr Bratský vom tschechischen Parlament in Prag. Der frühere Eisenbahndirektor der Zweigstelle Pilsen, Vladimír Sosna, hatte ein Original-Bahnschild vom 2. Juni 1991 mit den Unterschriften der damaligen Ehrengäste mitgebracht. Er erinnerte sich noch gut an Bundeskanzler Helmut Kohl und den tschechischen Premier Petr Pithart, die in einem Speisewagen als erste mit dem Zug über die offene Grenze fuhren. „Ich konnte mich von der herzlichen Natur des Bundeskanzlers überzeugen – und von seinem Appetit“, scherzte der Zeitzeuge.

Die Festansprache hielt Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf vom Bezirk Niederbayern. Mit der „Samtenen Revolution“ habe sich das tschechische Volk den Weg in die Freiheit gebahnt. Die Ereignisse von damals markierten den Aufbruch in eine neue Ära deutsch-tschechischer Freundschaft. Heute bestünden zwischen beiden Ländern gute und intensive Wirtschaftsbeziehungen. „3000 bayerische Unternehmen pflegen Geschäftskontakte in die Tschechische Republik“, so Graf. Eine wichtige Lebensader dieser guten Nachbarschaft sei die Bahnstrecke, sagte der Vizepräsident. Die aufwändigen Sanierungen der letzten Jahre seien Voraussetzungen dafür, dass diese Strecke weiter betrieben werden könne. Sein besonderer Dank galt dem Naturpark Bayerischer Wald e.V., der den Grenzbahnhof gekauft, vorbildlich saniert und mit den NaturparkWelten zu neuem Leben erweckt habe.

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